Alfred Kubin war ein österreichischer Maler, Grafiker und Autor. Sein Œuvre steht abseits jeder Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts und ist geprägt von düster-phantastischen Fantasiedarstellungen und bizarren Buchillustrationen.
Jugend und Ausbildung
Alfred Kubin wird am 10. April 1877 in Böhmen geboren. Der Sohn eines Landvermessers und einer Pianistin wächst in den ersten Jahren in Salzburg und Zell am See auf. Mit dem Tod der Mutter, zu der Kubin ein inniges Verhältnis hat, erfährt Kubin im Jahr 1887 ein lebensprägendes Trauma. Bald darauf schickt der Vater den Jungen nach Salzburg ins Gymnasium und 1892 zu seinem Schwager Alois Beer, bei dem er eine Fotografenlehre absolvieren soll. 1898 siedelt Alfred Kubin nach München über und beginnt ein Kunststudium an der privaten Kunstschule Ludwig Schmid-Reuttes, welches er an der Akademie der bildenden Künste in der Malereiklasse Nikolaus Gysis fortführt. Er entwickelt schnell eine spezielle Technik der gespritzten und lavierten Tuschfederzeichnung, die sein Werk entscheidend prägt. Dunkle, sexuell aufgeladene Visionen voller Grausamkeit und Angstvorstellungen prägen die Bildinhalte. 1902 widmet ihm der Berliner Galerist Paul Cassirer eine erste Einzelausstellung und etabliert ihn in der Kunstszene, jedoch werden die Zeichnungen höchst ambivalent raisonniert. Nach kurzer Beziehung mit der verwitweten Hedwig Gründler, Schwester des befreundeten Literaten Oskar Schmitz, heiratet das Paar. Sie bringt die finanziellen Mittel für den Kauf des Landsitzes „Schlössl“ in Zwickledt auf, in dem sie sich fortan hauptsächlich aufhalten. Durch die Stabilität und Fürsorge seiner Frau kommt es zu einer motivischen Neuorientierung und die verzweifelten Bildvisionen weichen einer offeneren Thematik.
Die 1910er-Jahre
1909 erscheint der phantastische Roman „Die andere Seite“ im Verlag Georg Müller, welcher mit selbst geschaffenen Illustrationen ausgestaltet ist. Im selben Jahr tritt er auf Einladung Wassily Kandinskys dem Verein „Neue Künstlervereinigung München“ bei. In den folgenden Jahren erhält Alfred Kubin viele Illustrationsaufträge, unter anderem für Buchprojekte von Edgar Allan Poe, E.T.A. Hoffmann und Fjodor Dostojewski. 1911 verlegt der Verlag Georg Müller die zweite wichtige Mappe „Sansara. Ein Cyclus ohne Ende“ mit 40 Lichtdrucken träumerischer Federzeichnungen des Künstlers heraus. Eingeleitet wird diese von der Autobiografie des Künstlers. 1913 folgt die Teilnahme am ersten Deutschen Herbstsalon in der Sturm-Galerie von Herwarth Walden mit 19 Werken und eine große Einzelausstellung in der Galerie Thannhauser in München, in der 50 seiner Werke zu sehen sind. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wird Kubin mehrfach zu militärischen Musterungen beordert, jedoch besteht er letztlich keine einzige.
Das „Kubin Archiv“
Anlässlich einer großen Retrospektive 1921 bei Hans Goltz in München lernt Alfred Kubin den jungen Rechtsanwalt und späteren Apotheker Kurt Otte kennen, der, begeistert von Kubins Schaffen, noch im selben Jahr das „Kubin Archiv“ gründet. Dort werden Zeichnungen, Mappenwerke, Drucke, Briefe und Fotografien von und über Alfred Kubin gesammelt. Diese Bestände finden sich heute im Lenbachhaus in München.
Zu seinem 50. Geburtstags im Jahr 1927 richtet die Staatliche graphische Sammlung München ihm zu Ehren eine umfassende Ausstellung aus. In Wien erscheint das Heft „für Alfred Kubin. Eine Widmung österreichischer Dichter und Künstler zu seinem 50. Geburtstag“, mit Beiträgen vieler Zeitgenossen. Er kehrt erstmals in seine Geburtsstadt Leitmeritz zurück, wobei im Nachhinein der Text „Besuch in der Heimat“ das Erlebte verarbeitet.
Späte Jahre
Den Zweiten Weltkrieg erlebt Kubin zurückgezogen mit seiner Frau in Zwickledt. Obwohl einige seiner Werke als entartet diffamiert und konfisziert werden, erhält er kein Ausstellungsverbot und darf normal weiterarbeiten. Der Tod seiner Frau Hedwig im Jahr 1948 nimmt ihn sehr mit, woraufhin sich der Künstler noch weiter isoliert. Er erhält 1951 den österreichischen Staatspreis für Literatur, Musik und bildende Kunst. Zu seinem 75. Geburtstag erscheint 1952 ein Bildband „Abendrot“ mit bis dato 45 unveröffentlichten Zeichnungen und weiteren autobiografischen Texten. Gegen eine beschauliche Leibrente vermacht Alfred Kubin 1955 seinen gesamten graphischen Bestand dem Land Österreich. Sein Nachlass soll später zwischen der Albertina Wien und dem Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz aufgeteilt werden.
Zwei Jahre vor seinem Tod wird Kubin mit dem österreichischen Verdienstkreuz erster Klasse für Wissenschaften und Kunst und mit der „Gustav-Klimt-Plakette“ der Wiener Sezession ausgezeichnet. Im Rowohlt-Verlang erscheint ein vollständiges Werkverzeichnis seiner Arbeiten im öffentlichen Raum samt umfangreicher Bibliografie unter dem Titel „Alfred Kubin. Leben, Werk, Wirkung“.
Am 20. August 1959 stirbt Alfred Kubin im Alter von 82 Jahren nach monatelanger Krankheit in seinem „Schlössl“ in Zwickledt. Das Wohnhaus wurde 1962 in die Gedenkstätte „Kubin-Haus Zwickledt“ umgewandelt und ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Kaum einem anderen Künstler wie Alfred Kubin gelang es, eine solch lauernde, bedrohliche und angstvolle Zwischenstimmung durch die Bildsprache zu vermitteln. Die widersprüchlichen Szenerien, (Alb-)Traumwelten und Mystifizierungen faszinieren bis heute.
1877 – Alfred Kubin wird am 10. April in Nordböhmen geboren.
1887 – Tod der Mutter prägt Kubin nachhaltig.
1898 – Kunststudium bei Ludwig Schmid-Reutte in München.
1899 – Wechsel an die Akademie der bildenden Künste. Als künstlerische Inspirationen dienen Max Klinger, Francisco de Goya, Odilon Redon.
1902 – Ausstellung bei Paul Cassirer, Berlin.
1904 – Bekanntschaft und Heirat mit Hedwig Gründler.
1906 – Erwerb des „Schlössl“ bei Zwickledt.
1908 – Erscheinung des illustrierten Romans „Die andere Seite“ im Verlag Georg Müller.
1913 – Große Einzelausstellung mit 50 Werken in der Galerie Thannhauser, München.
1921 – Retrospektive bei Hans Goltz in München, kuratiert von Paul Klee. Kurt Otte baut das „Kubin Archiv“ auf.
1927 – Anlässlich des 50. Geburtstags Ausstellung in der Staatlichen graphischen Sammlung München und Herausgabe eines Sammelbands über Kubin.
1937 – Wichtige Ausstellungen in der Albertina in Wien, der Prager Sezession und im Linzer Künstlerbund finden zum 60. Geburtstag des Künstlers statt.
1948 – Tod der Frau Hedwig.
1951 – Verleihung des großen österreichischen Staatspreises für Literatur, Musik und bildende Kunst.
1955 – Vermächtnis des zeichnerischen Nachlasses an die Republik Österreich gegen eine Leibrente.
1957 – Erhalt des österreichischen Verdienstkreuzes für Wissenschaft und Kunst und der „Gustav-Klimt-Plakette“ der Wiener Sezession. Herausgabe von Werkverzeichnis des öffentlichen Bestands und Bibliografie im Rowohlt-Verlag.
1959 – Tod Kubins nach monatelanger Krankheit am 20. August in Zwickledt.
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Galerie Utermann
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