Hann Trier

Hann Trier (* 1. August 1915 in Kaiserswerth; † 14. Juni 1999 in Castiglione della Pescaia, Italien) war ein deutscher Maler des Informel, Aquarellist und Grafiker.

Ausbildung und Frühwerk Hann Triers

Geboren am 01. August 915 in Düsseldorf-Kaiserswerth verbringt Hann Trier seine Kind- und Schulzeit in Köln. 1933 geht er im Rahmen eines Schüleraustauschs nach Frankreich. 1934 fängt er an der Kunstakademie in Düsseldorf ein Studium an, welches er 1939 mit dem Staatsexamen in Berlin abschließt. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird der Künstler 1939 zum Militärdienst in die Wehrmacht einberufen und arbeitet von 1941 bis 1944 als Technischer Zeichner in Berlin. 1944 bis 1945 wird er erneut zum Kriegsdienst einberufen.
Nach Ende des Krieges geht der Künstler zunächst nach Thüringen und arbeitet dort als Bühnenbauer, bevor er 1946 eine Wohnung auf der Burg Bornheim bei Bonn bezieht. Er wird Mitglied der Donnerstag-Gesellschaft, welche regelmäßig Lesungen, Konzerte, Vorträge und Ausstellungen zu Kunst und Philosophie veranstaltet.
1950 erhält Hann Trier den 7. Blevin-Davis-Preis und den 2. Ströher-Preis, auf den 1951 der 4. Preis für farbige Grafik und der Preis des Olympischen Komitees für Grafik folgen.

Hann Trier und die Nachkriegszeit

In den Jahren 1952 bis 1955 reist Trier vorwiegend durch Südamerika und besichtigt Ecuador, Venezuela, Mexiko und Yukatan. Die Reise wird 1955 mit einem Aufenthalt in New York City und einer Reise durch die USA beendet.
Mit seiner Rückkehr nach Deutschland erhält Trier 1955 eine Gastdozentenstelle an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Darauf folgt 1957 die Berufung zum Professor an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, an der er bis 1980 lehren wird.
1955, 1959 und 1964 nimmt der Künstler an der documenta 1, documenta II und documenta III in Kassel teil.
In den folgenden Jahren erhält der Künstler wichtige Auszeichnung, darunter 1960 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt, 1962 den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, 1966 den Kunstpreis der Stadt Berlin und schließlich 1967 den Kunstpreis der Stadt Köln. In diesen Jahren gehen die Vorarbeiten für ein Deckenbild im Weißen Saal im Berliner Schloß Charlottenburg los, welches der Künstler 1972 ausführt. Auf diesen Auftrag folgt 1974 ein zweites Deckenbild im Schloß Charlottenburg.
Es folgen weitere Decken- und Wandmalereien in der Universität Heidelberg und ein freihängendes Deckenbild in der Rathaushalle Köln. 1984 arbeitet der Künstler an der Ausführung eines Deckenbildes im Speisesaal der Residenz des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland am Heiligen Stuhl in Rom und einer Supraporte im vorläufigen Parlament („Wasserwerk“) in Bonn.
Des Weiteren wird der Künstler 1985 ausgewählt, ein großformatiges Wandbild für das neue Wallraf-Richartz-Museum (Museum Ludwig) in Köln zu entwerfen.
Für sein Lebenswerk erhält Hann Trier 1989 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und 1990 die Ehrenmedaille der Universität Heidelberg.
Am 14. Juni 1999 stirbt Hann Trier in Castiglione della Pescaia in der Toskana.

Der Rhythmus seiner Werke ist für Trier wesentlicher Bestandteil des Schaffensprozesses. So ist für ihn nicht nur die Bildbewegung, sondern ebenfalls die Körperbewegung im Entstehungsprozess eines jeden Werks ausschlaggebend. Er operiert mit zwei Händen und durchzieht die Bildfläche so auf der ganzen Ebene, was zu einer einzigartigen Flächenbewegung führt.
Sein Nachlass wird von der Kunststiftung Hann Trier verwaltet, die besonders die kunstwissenschaftliche Bearbeitung seines Œuvres fördert und pflegt.

Tramontana, 1974, Eitempera auf Leinwand, 89 × 116 cm

o. T., 1975, Aquarell, Tusche, Bleistift und Deckweiß auf Papier, 16 × 22,5 cm

Praesens Prudenter Agit, 1999, Eitempera auf Leinwand, 130 × 162 cm

o. T., 1974, Aquarell, Bleistift auf Papier, 16 × 22 cm

Vita

1919/1934
Kindheit und Schulzeit in Köln
1933
als Austauschschüler in Frankreich
1934/1938
Kunstakademie in Düsseldorf (Staatsexamen in Berlin)
1939/1941
Militärdienst
1941/1944
technischer Zeichner in Berlin
1944/45
Militärdienst
1945/46
Thüringen, eine Zeitlang Bühnenbildner in Nordhausen
1946/1952
auf Burg Bornheim bei Bonn; Mitglied der Donnerstag-Gesellschaft
1950
(7.) Blevin-Davis-Preis in München; 2. Ströher-Preis
1951
(4.) Preis für farbige Grafik; Preis des Olympischen Komitees für Grafik
1952/1955
Medellín (Kolumbien), Reisen nach Ecuador, Venezuela, Mexiko und Yukatan
1955
in New York und Reise durch die USA; Rückkehr nach Deutschland
1955/56
Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg
1957
Berufung an der Hochschule für Bildende Künste Berlin (bis 1980)
1960
Kunstpreis der Stadt Darmstadt
1962
Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
1966
Kunstpreis der Stadt Berlin
1966/1971
Vorarbeiten für das Deckenbild im Weißen Saal, Knobelsdorff-Flügel, im Berliner Schloß Charlottenburg
1967
Kunstpreis der Stadt Köln
Atelier in der Toskana
1972
Ausführung des großen DeckenbildesIn Schloß Charlottenburg
1974
Ausführung des zweiten Deckenbildes in Schloß Charlottenburg
1977/1980
Vorarbeit und Ausführung des freihängenden Deckenbildes der Rathaushalle in Köln
1978/79
Decken- und Wandmalerei in der Bibliothek des Philosophischen Seminare der Universität Heidelberg
1984
Ausführung des Deckenbildes im Speisesaal der Residenz des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland am Heiligen Stuhl in Rom
Supraporte im vorläufigen Parlament („Wasserwerk“) in Bonn
1985/86
großformatiges Wandbild für das neue Wallraf-Richartz-Museum / Museum Ludwig in Köln
1989/90
Wandbild für das wiedereröffnete Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal
1989
Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
1990
Ehrenmedaille der Universität Heidelberg; Stefan-Lochner-Medaille der Stadt Köln
1992
Ausführung eines Deckengemäldes im Speisezimmer eines Kölner Privathauses
1996
Gründung Kunststiftung Hann Trier

Künstlergruppen

Informel

Die informelle Kunst, kurz Informel, entwickelt sich in Frankreich als Gegenbewegung zur geometrischen Abstraktion. Namensgeber ist Michel Tapié, welcher 1951 in Paris die Ausstellung mit Titel „Signifiants de l’Informel“ im Studio Facchetti kuratiert. Insgesamt zeichnet sich die Bewegung durch einen Drang nach Freiheit aus – dies wird in der Bildkomposition ebenso wie in der freien Verwendung von Materialien deutlich. Innerhalb der Stilrichtung grenzen sich verschiedene Strömungen ab, darunter in Frankreich entstehend der Tachismus, die Art Brut und die Lyrische Abstraktion. Verschiedentlich treten zwischen den Ausprägungen Überschneidungen auf, auch zu dem in Amerika entwickelten Abstrakten Expressionismus sind Parallelen feststellbar. Französische Pionier:innen des Informel sind Jean Fautrier, Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulze), Jean Dubuffet und der in Paris ansässige Hans Hartung. Wichtige deutschsprachige Vertreter:innen sind neben den Künstlergruppen „Quadriga“, „ZERO“, „Gruppe 53“ und „ZEN 49“ Karl Otto Götz, Maria Lassnig, Peter Brüning, Emil Schumacher, Hann Trier, Walter Stöhrer und Fritz Winter.