Vera Lutter

Vera Lutters Arbeit „Crane, Neptun Werft, Warnemünde, III: July 29, 1997“ vom 29. Juli 1997 ist ein bemerkenswertes Beispiel für die innovative Anwendung der Camera Obscura in der zeitgenössischen Fotografie. Lutter verwendet ausschließlich diese Technik, die ihre Wurzeln in der Antike hat und von Künstlern wie Leonardo da Vinci zur Erforschung von Perspektiven genutzt wurde. Dabei konzipiert sie ganze Räume in eine Art überdimensionale Kamera, dunkelt diese komplett ab und lässt das Licht nur durch ein kleines Loch einfallen, das auf eine lichtempfindliche Fläche trifft und das Bild der Außenwelt umkehrt und invertiert.

„Crane, Neptun Werft, Warnemünde, III: July 29, 1997“ zeigt einen imposanten Kran in der Warnemünder Neptun-Werft, einem der wichtigsten und bedeutendsten industriellen Standorte der Region. Lutters Aufnahme fängt die monumentale Struktur des Krans in all ihrer beeindruckenden Größe und Komplexität ein. Der Kran ist in seiner architektonischen Strenge und Funktionalität erkennbar, zugleich jedoch durch das invertierte und schwarz-weiße Abbild zu einem skulpturalen Kunstwerk stilisiert.

Der Einsatz der Camera Obscura verleiht der Fotografie eine einzigartige, fast surreale Qualität. Das Bild entsteht direkt auf großformatigem Fotopapier, sodass kein Negativ existiert. Diese Methode fängt nicht nur die äußere Erscheinung der Objekte ein, sondern auch die vergehende Zeit, was den Bildern eine tiefere, fast zeitlose Dimension verleiht. Vera Lutter gelingt es, industrielle Strukturen in unvergleichlichem ästhetischem und historischem Bewusstsein darzustellen. Sie erschafft einen interdisziplinären und kulturellen Dialog im Bild selbst.

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