Mariage au grand bouquet ist ein bedeutendes Werk in Chagalls Spätwerk. Wie der Bildtitel verrät, dreht sich die Komposition um einen großen Blumenstrauß und zeigt ein Paar inmitten einer Hochzeitszeremonie. Auf der rechten Seite stehen Braut und Bräutigam eng beieinander unter einer roten Chuppah, einem Baldachin, der bei jüdischen Hochzeitszeremonien eine zentrale Rolle spielt, und das Haus, das die Eheleute gemeinsam bauen werden, symbolisiert. Dieses Paar steht unverkennbar für Chagall und seine erste Frau Bella Rosenfeld, die 1915 heirateten. Ihre Geschichte begann in Chagalls Heimatstadt Witebsk und gipfelte in fast drei Jahrzehnten gemeinsamen Lebens. Bellas Tod im Jahr 1944 hat den Künstler tief getroffen. Doch auch in diesem späteren Lebensabschnitt hielt er ihr Andenken in vielen seiner Werke in Ehren. Das Thema des Hochzeitspaares ist zudem eine Anspielung auf eine Geschichte, die Bella in ihren Memoiren erzählte. Sie erinnerte sich lebhaft daran, wie sie als Kind eine Hochzeit in ihrer Heimatstadt beobachtete. Nach ihren Worten erschien die Braut »wie eine helle Wolke […] vor allem in einem langen weißen Kleid, das wie etwas Lebendiges über den Boden schwebte, das Ganze von einem luftigen Schleier bedeckt. Durch ihn hindurch, wie durch Glas, schien die Braut selbst weit weg zu sein.« (zitiert in S. Compton, S. 222)
In diesem Bild werden die freudigen Feierlichkeiten einer Hochzeit in Witebsk durch den reichlich gedeckten Tisch mit Wein und Früchten, die den Überfluss symbolisieren, zum Leben erweckt. Links von diesem Tisch steht ein kleiner Esel – ein rührender Hinweis auf Chagalls tiefe Zuneigung zu seiner Tochter Ida, die er liebevoll »kleiner Esel« nannte. Die in Grautönen dargestellten Figuren der Menschenmenge gehen in die zurückweichenden Häuser über. Die kreisrunden Köpfe der ausgedehnten Menschenmenge erscheinen auch auf der weißen Vase, was einen nahtlosen Übergang vom Menschlichen zum Gegenständlichen ermöglicht – ein Metier, das Chagall mit großer Kunstfertigkeit beherrschte. Der Blumenstrauß fügt sich mit seinen violetten, gelben, weißen und roten Blüten nahtlos in die Szene ein, wie auch in ähnlichen Werken der folgenden Jahre.
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Galerie Utermann
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