Willi Baumeister

Werke

Biografie

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Willi Baumeister (* 1889 in Stuttgart; † 1955 ebd.) war ein deutscher Künstler und Professor an der Städelschule in Frankfurt sowie an der Kunstakademie Stuttgart. Besonders bekannt geworden ist er durch seine amorphe Formensprache, die sich am Rand der Abstraktion bewegt.


Künstlerischer Werdegang

Willi Baumeister begann noch parallel zu seiner Ausbildung als Dekorationsmaler 1905 ein Kunststudium an der Kunstakademie Stuttgart. Während seines Studiums war Oskar Schlemmer sein Kommilitone und wurde zu einem engen Freund. Der Austausch mit ihm schlägt sich auch immer wieder in Baumeisters Œuvre nieder. Auch die Bekanntschaft mit Kasimir Malewitsch, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Paul Klee und Hans Arp finden hin und wieder künstlerische Anklänge in seinem Werk. Nichtsdestotrotz fand Baumeister seine ganz eigene Ausdrucksform. Sehr schnell bewegte er sich von der rein abbildenden Malweise weg zur Abstraktion. Seine Kunstwerke sind jedoch keineswegs als ungegenständlich zu bezeichnen, sondern es tauchen immer wieder Formen und Figurative in seiner Malerei auf, die sich mit Gegenständen oder Personen assoziieren lassen. Obwohl ihn 1928 ein Ruf an das Staatliche Bauhaus ereilte, schlug er diesen aus und übernahm stattdessen eine Professur an der Frankfurter Städelschule. Von den Nationalsozialisten aus dem Amt vertrieben und schließlich 1941 mit Malverbot belegt, begab sich Baumeister während der nationalsozialistischen Herrschaft in innere Emigration. Trotz des Berufsverbots malte er weiter und reflektierte zudem diese schwierige Zeit in seinem Buch „Das Unbekannte in der Kunst“, welches 1947 erschien. 1946 setzte er seine Arbeit als Hochschullehrer bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand an der Kunstakademie Stuttgart fort. 1949 gründete er die Gruppe ZEN 49, die für einen Neuanfang der Kunst nach dem 2. Weltkrieg eintrat. Baumeisters Œuvre gelangte in der Nachkriegszeit zu großer Bekanntheit, zumal die Abstraktion zum Trend wurde. So nahm er an mehreren Biennalen und auch an der ersten documenta teil. 1955 starb er in seinem Atelier in Stuttgart bei der Arbeit an einem Bild.


Mauerbilder

In Willi Baumeisters früher Schaffensperiode ab 1920 reduzierte er seine Bildinhalte auf geometrische Formen, die einen architektonischen Anklang hatten. Dabei setzte er die Bildelemente, ergänzt durch verschiedene Materialien wie Karton oder Metallfolien, tektonisch so zusammen, dass sie wie ein Relief anmuteten. Diese Werkgruppe wird heute als die „Mauerbilder“ bezeichnet. Darin zeigt sich einerseits Baumeisters Interesse am Kubismus, anderseits seine Nähe zu den Ideen des zu dieser Zeit gegründeten Bauhauses. Mit den Mauerbildern verschaffte er sich ein erstes internationales Ansehen. Seine Herangehensweise der Zerlegung der Bildelemente in tektonische Formen- und Farbensprache durchzieht auch seine späteren Schaffensphasen.


Ideogramme und Eidos-Bilder

Nach seiner Zwangsentlassung aus der Professur in Frankfurt und der nationalsozialistischen Ausstellung „Entartete Kunst“, begann sich Baumeister verstärkt mit Ur-Bildern und Ur-Typen auseinanderzusetzen. Zeitlebens sammelte er Kunst von Ur-Völkern und griff diese in seinen Bildern wiederholt auf – mal als ideale Landschaft, mal als Reduzierung auf ein rein abstraktes Zeichen. Diesen sogenannten „Ideogrammen“ liegt der Gedanke zugrunde, dass Schrift- und Bildzeichen gleichzusetzen sind, somit den gleichen Symbolcharakter besitzen und daher eine vollständige Reduktion ohne Verlust der Aussagekraft möglich ist. Aus dem Gedanken des Ur-Typus entwickelt Baumeister parallel Bilder mit einer organischen Formensprache, die sich im Gegensatz zu den Ideogrammen als deutlich farbintensiver gestalten. Diese Bilder wurden von ihm selbst als „Eidos-Bilder“ (Eidos=Idee) bezeichnet.


Die Arbeit am Mythos

In eine ähnliche Stoßrichtung gehen die Arbeiten, die während der Zeit von Baumeisters innerer Emigration entstanden. Altgriechische Mythen, alttestamentarische Geschichten und der Gilgamesch-Epos fanden als urtypische Motive Eingang in sein Werk. Dies setzte sich auch in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg fort, in der Baumeister diese Mythen in Ur-Typen des Neuanfangs umdeutete.

Vita

1905 – Aufnahme des Kunststudiums an der Kunstakademie Stuttgart; Freundschaft mit Oskar Schlemmer, Franz Marc und Paul Klee.

1906/1908 – Ausbildung zum Dekorationsmaler.

1910 – Meisterschüler bei Adolf Hölzel.

1914/1918 – Kriegsdienst.

1919/1921 – Gründung und Mitglied der Üecht-Gruppe.

1922 – Beendigung des Kunststudiums; Gruppenausstellung mit Fernand Léger in der Galerie „Der Sturm“.

1924 – Aufenthalt in Paris; Bekanntschaft mit Le Corbusier, Amadée Ozenfant, Fernand Léger.

1926 – Heirat mit Margarete Oehm; Ausstellungen in New York und Paris; Bekanntschaft mit Piet Mondrian und Kasimir Malewitsch.

1928/1933 – Professur an der Frankfurter Städelschule; Entzug der Professur durch die Nationalsozialisten.

1935 – Beteiligung an Ausgrabungen prähistorischer Zeugnisse im Großraum Stuttgart.

1937 – Werke Baumeisters werden in der Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt.

1939 – Einzelausstellung zum 50. Geburtstag in Paris; Bekanntschaft mit Hans Arp, Joan Miró, Wassily Kandinsky, Sophie Teuber-Arp.

1941 – Mal- und Ausstellungsverbot.

1946 – Berufung als Professor an die Kunstakademie Stuttgart.

1948 – Teilnahme an der XXIV. Biennale in Venedig.

1949 – Gründung von ZEN 49 (anfangs „Gruppe der Gegenstandslosen“).

1954 – Einzelausstellung im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart.

1955 – Teilnahme an der documenta I in Kassel; Einzelausstellung in der Galerie Ferdinand Möller, Köln.

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