Abstraktion
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste Kandinsky als Russe und damit Kriegsfeind Deutschland verlassen. Er kehrte nach Moskau zurück, wo er seine großformatigen abstrakten Arbeiten weiterverfolgte. Seine abstrakten Gemälde, Grafiken und Aquarelle benannte er mit den aus der Musiktheorie entlehnten Begriffen „Impression“, „Improvisation“ und „Komposition“. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde die Versorgungslage für Kandinsky und seine Familie in Moskau zusehends schlechter, weshalb er 1921 wieder nach Deutschland zurückkehrte. Dort wurde ihm von Walter Gropius ein Lehrstuhl am Staatlichen Bauhaus angeboten, den er von 1922 bis zur zwangsweisen Schließung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten 1933 innehatte. Die Ideen des Bauhauses machten sich auch in Kandinskys während dieser Zeit entstehenden Abstraktionen bemerkbar. Zeugten die Abstraktionen vorher von einer impulsiven Entgrenzung der Formen und Farben, nahmen nun die Linien und geometrischen Konstruktionen in seinen Kunstwerken zu.
Kunsttheorie
Kandinsky kam 1907 mit den theo- und anthroposophischen Lehren Rudolph Steiners in Berührung und beschäftigte sich zudem zeitlebens mit Musiktheorie. Besonders begeisterte ihn die Zwölftonlehre des Komponisten Arnold Schönberg, die ihn zu einigen abstrakten Bildern inspirierte. Er war überzeugt, dass alle Künste miteinander zusammenhängen und in stetigem Austausch stehen. Diese Gedanken hielt er in den theoretischen Schriften Über das Geistige in der Kunst. Insbesondere in der Malerei und Punkt und Linie zur Fläche. Beitrag zur Analyse der malerischen Elemente fest. Letztere Publikation bildet gewissermaßen eine Art Grammatik der Abstraktion.
Nachdem die Nationalsozialisten 1933 das Bauhaus geschlossen hatten, emigrierte Kandinsky mit seiner Frau in einen Vorort von Paris. Dort starb er 1944.