Provenienz:
Atelier des Künstlers
Erna Hanfstängl, München (vermutlich vom oben genannten erworben nach 1938)
Verwahrung bei der Bayerischen Staatsgemäldesammlung durch die oben genannte, München
Rückholung von der Monuments, Fine Arts and Archives Section und übertragen auf den Central Collecting Point München, Nr. 160027 (8. Dezember 1945)
Rückgabe an Erna Hanfstängl (2. September 1946)
Adolf Wüster, München (Erworben ca. 1948)
Kunstkabinett Klihm, München
Dr. Henry Goverts, Vaduz (erworben 1950)
Galerie Ketterer, Campione d’Italia (erworben 1967)
Sotheby’s London, 12. April 1972, Los 43
Sammlung Modarco, Schweiz
Galerie Thomas, München
Privatsammlung, Dortmund (erworben 1976)
Van Beveren Expertise, Den Haag
Stiftung Sammlung Triton (2008 von den oben genannten erworben)
Max Beckmanns Blühender Garten aus dem Jahr 1933 zeigt einen Garten voller Energie – als wäre er in einem Moment der Ruhe vor einem Sommergewitter gemalt worden. Beckmanns kraftvolle Pinselstriche erregen unsere Aufmerksamkeit mit schwarzen Umrissen, scheinbar bebenden Blumen und einem stillen, massiv im Vordergrund ruhenden Schwimmbecken.
Im Jahr 1933, dem Jahr, in dem er den Blühenden Garten malte, wurde Beckmann von der Frankfurter Kunsthochschule entlassen, nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war. In den folgenden Jahren wurde Beckmann als „entarteter Künstler“ geächtet und floh schließlich bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Amsterdam. Diese politische Spannung schwelt unter der Oberfläche von Beckmanns Blühendem Garten.
Bei diesem Garten handelt es sich um den der Villa Kaulbach – dem bayerischen Anwesen von Beckmanns Schwiegereltern. Zwischen 1930 und 1935 reisten Beckmann und seine Frau Mathilde „Quappi“ von Kaulbach häufig in den Urlaub nach Ohlstadt, Oberbayern, in das Haus der Kaulbachs. Das von Quappis Vater, dem bekannten deutschen Maler Friedrich August von Kaulbach, erbaute Haus verfügte über ein großes Malatelier, das Beckmann häufig nutzte. Die Villa Kaulbach wurde zu einem willkommenen Rückzugsort für den Künstler, der, entmutigt durch die faschistische Zensur der deutschen Avantgarde, die Gelegenheit nutzte, sich seinen Naturbildern zu widmen.
Beckmann begann seine Karriere als Landschaftsmaler und hatte immer eine Vorliebe für dieses Genre. Seine stimmungsvolle Naturschilderungen lassen zwar auf einen impressionistischen Einfluss schließen, doch in Wirklichkeit stand der Künstler in enger Verbindung mit dem Erbe des postimpressionistischen Malers Paul Cézanne. Ausgehend von Cézannes ausgeprägtem Sinn für malerische Ordnung wählte Beckmann für seine Landschaften einen eher flickenteppichartigen Ansatz, der in den zackigen Pinselstrichen und kühnen schwarzen Linien des Blühenden Gartens deutlich wird und in starkem Kontrast zu Cézannes geschichtetem, konstruktivem Farbauftrag steht.
Carla Schulz-Hoffmann bemerkte, dass „Beckmanns Werk immer auf zwei Ebenen existiert […] selbst wenn ein Werk als atemberaubende Peinture erscheint, lockt es den Betrachter in eine trügerische Sicherheit, die nur eine Fassade für den Abgrund ist, der sich dahinter abzeichnet.“ Das ist auch in der vorliegenden Arbeit offensichtlich. Obwohl es wie eine einfache Gartenszene aussieht, kann man dieses beeindruckende Werk nicht von dem Kontext trennen, in dem es gemalt wurde – nämlich den zunehmenden Spannungen in der Heimatstadt des Künstlers, Frankfurt, und seinem drohenden Exil aus Deutschland. Der Blühende Garten, der zu einem entscheidenden Zeitpunkt in Beckmanns Karriere gemalt wurde, ist gleichzeitig ein Zeugnis für das Wissen des Künstlers um die Dunkelheit der Welt, der er gedachte, und eine Feier der Schönheit der Natur, die trotz allem weiter blüht.
Dienstags-Freitags 10-16 Uhr und nach Vereinbarung
An gesetzlichen Feiertagen bleibt die Galerie geschlossen.
Galerie Utermann
Silberstraße 22
44137 Dortmund
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