Fossile équestre - Marino Marini

Marino Marini

Marino Marini – „Fossile équestre“ (1963)

Abstrakte Hommage an das Reiterbild zwischen Tradition und Zeitlosigkeit

Mit „Fossile équestre“ aus dem Jahr 1963 schafft Marino Marini eine eindrucksvolle Collage auf Karton, in der sich seine jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Reiter-Motiv auf prägnante Weise verdichtet. Das Werk vereint Collage, Tempera und Zeichnung zu einer spannungsvollen Komposition, in der sich Abstraktion und Figuration durchdringen. Die reduzierte Linienführung, die fragmentierten Flächen und die gezielte Verwendung von formalen Kontrasten verleihen dem Bild eine fast archaische Wirkung – als sei es ein Fundstück aus einer anderen Zeit.

Pferd und Reiter als Symbolträger

Zentral im Bild steht die abstrahierte Figur eines Pferdes, auf dessen Rücken ein ebenso stark stilisierter Reiter zu erkennen ist. Die aufrechte Haltung des Tieres, angedeutet durch gespannte Linien und gebrochene Flächen, vermittelt eine kraftvolle Dynamik. Der gestreckte Arm des Reiters, nur skizzenhaft dargestellt, scheint sich in die Form des Tieres einzufügen – beide bilden eine unauflösbare Einheit.

Diese enge Verbindung steht sinnbildlich für Marinis Haltung zum Reiterbild als kulturelles Symbol, das er in seiner Kunst immer wieder thematisiert und dekonstruiert.

Ein fossiles Denkbild – Vergangenheit und Erinnerung

Der Titel „Fossile équestre“ spielt bewusst mit der Vorstellung eines versteinerten Relikts – ein Symbol aus vergangener Zeit, das nicht nur bewahrt, sondern auch kritisch befragt wird. Marini, der bereits seit den 1930er Jahren mit Pferd-und-Reiter-Darstellungen arbeitete, sieht in ihnen nicht nur ein klassisches Motiv der Kunstgeschichte, sondern auch eine Möglichkeit, über Vergänglichkeit, Macht und kulturelles Erbe zu reflektieren. Das Werk wirft Fragen auf: Was bleibt von einstigen Idealen, wenn ihre Symbole zu fossilen Fragmenten geworden sind?

Materialität und Moderne – zwischen Fläche und Form

Marinis Verwendung von Collage-Techniken verbindet das Bildhafte mit dem Taktilen. Die texturierten Farbflächen in gedecktem Tempera-Ton wirken fast geologisch – wie Erdschichten, die die Zeit konservieren. Diese Materialität verleiht dem Werk eine zusätzliche räumliche Tiefe, die über das rein Visuelle hinausgeht. Der Bildträger wird zum Träger von Bedeutung – und macht „Fossile équestre“ zu einer künstlerischen Reflexion über das Spannungsfeld zwischen Dauer und Zerfall.

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