Marc Chagall

Werke

Biografie

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Marc Chagall war einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts. In seinen Bildwelten erschuf er eine phantastische, zeitlose Mystik voll der Poesie und Legenden. Immer wiederkehrende Motive sind hierbei das Liebespaar, der Mond oder Traditionen aus dem Judentum. Bis ins höchste Alter gilt sein Schaffen als ungebrochen.


Junge Jahre, Ausbildung und Erster Weltkrieg

Am 07. Juli 1887 wird Marc Chagall als ältestes von neun Kindern einer jüdischen Familie in Witebsk im heutigen Weißrussland geboren. Nach Abschluss der Gemeindeschule besucht er in St. Petersburg von 1908 bis 1910 die Swansewa-Kunstschule unter Leitung von Léon Bakst.

Während eines Studienaufenthalts in Paris 1910 besucht er die Académie de la Grande Chaumière und die Académie de la Palette und zieht in das Künstleratelier La Ruche ein. Dort macht er Bekanntschaft mit Fernand Léger, Amadeo Modigliani, Chaim Soutine und weiteren und lernt die Avantgarde und neue Kunstströmungen kennen, von denen er sich in seiner Malerei beeinflussen lässt. Er beteiligt sich an Ausstellungen, darunter am Salon des Indépendants und Salon d`Automne. Durch den Dichter Guillaume Apollinaire lernt Chagall Herwarth Walden kennen, der in seiner Berliner Galerie „Der Sturm“ 1914 die erste Einzelausstellung Chagalls eröffnet. Gezeigt werden über 200 Arbeiten des Künstlers. Nach einem kurzen Aufenthalt in Witebsk wird Marc Chagall 1914 vom Ersten Weltkrieg überrascht und bleibt vorerst dort. 1915 folgt die Hochzeit mit Bella Rosenfeld; das Paar zieht nach St. Petersburg. Ein Jahr darauf kommt die gemeinsame Tochter Ida zur Welt.

Nach der Oktoberrevolution 1917 wird Chagall als Jude nun als vollberechtigter Bürger des Landes anerkannt und seine Freundschaft zum Aufklärungsminister Anatolij Lunatscharski führt zu einer Ernennung seiner Person als Kunstkommissar. In dieser Position gründet er 1919 in Witebsk eine eigene Kunstakademie, an die er El Lissitzky und Kasimir Malewitsch als Lehrer beruft. Im selben Jahr nimmt er an der ersten offiziellen Ausstellung der Revolutionskunst im ehemaligen Winterpalais in St. Petersburg teil, und die Regierung erwirbt 12 Arbeiten von ihm.

1920 siedelt er nach Moskau über und verlässt die Kunstakademie. Dort stattet er das Jüdische Theater mit Wandbildern und Kostümen aus. 1921 arbeitet er zudem als Zeichenlehrer in der bei Moskau gelegenen Kriegswaisenkolonie Malachowka und schreibt an seiner Biographie „Mein Leben“.

Weggang aus Russland

Um dem merklich zunehmenden reaktionären Klima in Russland zu entkommen, zieht die Familie 1922 erst nach Berlin und ein Jahr darauf nach Paris. In dieser Zeit entstehen erste druckgraphische Arbeiten, die in einer ersten Mappe mit 20 Radierungen von Paul Cassirer publiziert werden.

Der in Paris ansässige Kunsthändler Ambroise Vollard vermittelt ihm die Idee der Buchillustration, woraufhin Chagall Gogols „Tote Seelen“ mit Radierungen illustriert. 1924 findet in der Galerie Barbazanges-Hodebert die erste Retrospektive Marc Chagalls statt. Die Familie hält sich den Sommer über in der Bretagne auf. Es folgen weitere Aufträge von Vollard, unter anderem für die „Fabeln“ von Oscar La Fontaine (1925), eine „Zirkusmappe“ (1927) und schließlich 1930 für die Bibel. In den Jahren 1930 bis 1937 unternimmt Chagall mehrere Reisen ins Ausland, darunter nach Palästina, Spanien, Polen und Italien. 1933 eröffnet in der Kunsthalle Basel eine große Retrospektive ihm zu Ehren. Nach mehreren Anträgen bekommt der Künstler 1937 die französische Staatsbürgerschaft. Die deutschen Nationalsozialisten erklären sein künstlerisches Werk für „entartet“.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsjahre

Bei Kriegsausbruch zieht die Familie erst an die Loire und 1940 in die Provence. 1941 folgt die Emigration in die USA. Dort erhält der Künstler Aufträge für Kostüme und Bühnenbilder des New York Ballet Theater.

Am 02. September 1944 stirbt seine Frau Bella nach kurzer Krankheit, was den Künstler in eine tiefe Depression und Schaffenskrise wirft. Erst 1945 kommt ein größerer Auftrag, die Ausstattung des Balletts „Der Feuervogel“ von Igor Strawinsky. Er geht eine Beziehung zu seiner Haushälterin Virgina Haggard McNeil ein, die in den kommenden sieben Jahren seine Lebensgefährtin wird und 1946 den gemeinsamen Sohn David zur Welt bringt. 1945 finden große Retrospektiven des Künstlers im MoMa, New York, und im Art Institute in Chicago statt. Zwei Jahre später kehrt der Künstler mit seiner Lebensgefährtin nach Frankreich zurück und bezieht ein Haus in Paris. Auf der 25. Biennale in Venedig erhält er den 1. Preis für Graphik und die Lithographien „Arabian Nights“ werden veröffentlicht.

Marc Chagall zieht 1950 endgültig nach Südfrankreich. Im Kunsthaus Zürich findet eine weitere Retrospektive statt. Kurz nach der Trennung von Virgina McNeil heiratet der Künstler noch 1952 seine russische Haushälterin Valentina (Vava) Brodsky. Tériade vergibt den Illustrationsauftrag zu „Daphnis und Chloe“ an ihn.

Während in der Kunsthalle Bern 130 Werke von Chagall gezeigt werden, organisiert Eberhard W. Kornfeld 1956 die erste Graphikausstellung in seiner Galerie. 1958 kommt es zu der Ausstattung des Balletts „Daphnis und Chloe“ mit Musik von Maurice Ravel. Zeitgleich entwirft Chagall Kirchenfenster für die Kathedrale in Metz. Dies geschieht ohne Honorar, da Chagall sich bei der Stadt Metz für das Schützen von jüdischen Einwohnern und Einwohnerinnen während des Zweiten Weltkriegs bedanken möchte.

Späte Jahre

1966 zieht Chagall nach Saint-Paul-de-Vence, wo er die Villa La Colline erbauen lässt. Besonders in den 1960er Jahren folgen zahlreiche internationale Aufträge der Glasmalerei für Fenster, Wanddekorationen für kulturelle und andere öffentliche Gebäude und zahlreiche Ausstattungen für Theater und Opern. 1970 eröffnet die bedeutende Ausstellung „Hommage à Chagall“ im Pariser Grand Palais. Drei Jahre darauf wird mit einem Festakt das „Musée National du Message Biblique Marc Chagall“ in Nizza eingeweiht. 1977 wird Marc Chagall das Große Kreuz der Ehrenlegion vom französischen Präsidenten verliehen. Am 28. März 1985 stirbt Marc Chagall im Alter von 97 Jahren auf seinem Anwesen in Saint-Paul-de-Vence.

Vita

1887 – Geboren am 07. Juli in Witebsk.

1907 – Studium an der Kaiserlichen Gesellschaft zur Förderung der Künste in St. Petersburg.

1908/1910 – Eintritt in Malschule von Léon Bakst. Kennenlernen mit Bella Rosenfeld.

1910 – Umzug nach Paris.

1911 – Teilnahme am „Salon des Indépendants“. Bekanntschaft mit Apollinaire, Delaunay, Léger und Max Jacob.

1914 – Erste Einzelausstellung in Herwarth Waldens Berliner Galerie „Der Sturm“. Reise nach Witebsk, wo Chagall vom Ersten Weltkrieg überrascht wird.

1915 – Heirat mit Bella Rosenfeld. Umzug nach St. Petersburg und große Ausstellung in Moskau.

1918 – Ernennung zum Kommissar für die Schönen Künste im Gouvernement Witebsk.

1919 – Gründung einer eigenen Kunstakademie, Teilnahme an der Ersten offiziellen Ausstellung der Revolutionskunst in Moskau und Ankauf von 12 Bildern durch die russische Regierung.

1921 – Arbeit als Zeichenlehrer in einer Waisenkolonie, während die Autobiographie „Mein Leben“ entsteht.

1923 – Übersiedlung nach Paris und Illustrationsaufträge von Ambroise Vollard.

1925 – Illustration der „Fabeln“ von La Fontaine, die erst 1952 veröffentlicht werden.

1930/31 – Illustrationen für die Bibel und Publikation der Autobiographie auf Französisch.

1933 – Große Retrospektive in der Kunsthalle Basel.

1939 – Verleihung des Carnegie-Preises für Malerei.

1941 – Umzug in die USA.

1944 – Tod von Bella Chagall.

1945 – Nach Arbeitspause Ausstattung für das Ballett „Der Feuervogel“ von Igor Strawinsky.

1946 – Große Retrospektive im MoMa in New York City und in Chicago. Geburt des Sohnes David.

1947 – Rückkehr nach Paris.

1950 – Umzug nach Saint-Paul-de-Vence.

1952 – Hochzeit mit Valentina (Vava) Brodsky. Illustrationsauftrag zu „Daphnis und Chloe“ durch Tériade.

1958/1974 – Gestaltung und Konzeption von diversen internationalen öffentlichen und geistlichen Einrichtungen mit Wanddekorationen, Mosaiken und Glasfensterausstattungen.

1960 – Erhalt des Erasmus-Preises in Kopenhagen.

1967 – Anlässlich des 80. Geburtstags finden auf internationaler Ebene große Retrospektiven statt.

1973 – Einweihung des „Musée National du Message Biblique Marc Chagall“ in Nizza.

1977 – Erhalt des Großen Kreuzes der Ehrenlegion durch den französischen Präsidenten.

1985 – Tod am 28. März in seinem Haus in Saint-Paul-de-Vence. Das Grab befindet auf dem dortigen Friedhof.

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