Mauerbilder
In Willi Baumeisters früher Schaffensperiode ab 1920 reduzierte er seine Bildinhalte auf geometrische Formen, die einen architektonischen Anklang hatten. Dabei setzte er die Bildelemente, ergänzt durch verschiedene Materialien wie Karton oder Metallfolien, tektonisch so zusammen, dass sie wie ein Relief anmuteten. Diese Werkgruppe wird heute als die „Mauerbilder“ bezeichnet. Darin zeigt sich einerseits Baumeisters Interesse am Kubismus, anderseits seine Nähe zu den Ideen des zu dieser Zeit gegründeten Bauhauses. Mit den Mauerbildern verschaffte er sich ein erstes internationales Ansehen. Seine Herangehensweise der Zerlegung der Bildelemente in tektonische Formen- und Farbensprache durchzieht auch seine späteren Schaffensphasen.
Ideogramme und Eidos-Bilder
Nach seiner Zwangsentlassung aus der Professur in Frankfurt und der nationalsozialistischen Ausstellung „Entartete Kunst“, begann sich Baumeister verstärkt mit Ur-Bildern und Ur-Typen auseinanderzusetzen. Zeitlebens sammelte er Kunst von Ur-Völkern und griff diese in seinen Bildern wiederholt auf – mal als ideale Landschaft, mal als Reduzierung auf ein rein abstraktes Zeichen. Diesen so genannten „Ideogrammen“ liegt der Gedanke zugrunde, dass Schrift- und Bildzeichen gleichzusetzen sind, somit den gleichen Symbolcharakter besitzen und daher eine vollständige Reduktion ohne Verlust der Aussagekraft möglich ist. Aus dem Gedanken des Ur-Typus entwickelt Baumeister parallel Bilder mit einer organischen Formensprache, die sich im Gegensatz zu den Ideogrammen als deutlich farbintensiver gestalten. Diese Bilder wurden von ihm selbst als „Eidos-Bilder“ (Eidos=Idee) bezeichnet.
Die Arbeit am Mythos
In eine ähnliche Stoßrichtung gehen die Arbeiten, die während der Zeit von Baumeisters innerer Emigration entstanden. Altgriechische Mythen, alttestamentarische Geschichten und der Gilgamesch-Epos fanden als urtypische Motive Eingang in sein Werk. Dies setzte sich auch in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg fort, in der Baumeister diese Mythen in Ur-Typen des Neuanfangs umdeutete.