Ernst Ludwig Kirchner

Es sind nur wenige schwarze Konturlinien auf bräunlichem Papier, mit denen Ernst Ludwig Kirchner in dieser frühen Pastellzeichnung seinem Bildgegenstand näherkommt – zwei weibliche Akte, die sich auf einem Bett oder Sofa befinden, welches nicht näher beschrieben oder verortet werden kann. Dass es ein Bett sein muss, ergibt sich lediglich aus der Position, in der die beiden Akte dargestellt sind. Nur eine von beiden ist gänzlich unbekleidet. Diese wird von Kirchner, mit angezogenen Beinen und den rechten Arm aufgestützt, in der oberen Bildmitte positioniert. Am linken Bildrand, dem Betrachtenden frontal zugewandt, hockt die zweite Person. Ihre obere Körperhälfte ist unbekleidet, während ihre Beine scheinbar von einer gelben Decke bedeckt werden – auch hier spielt Kirchner mit der Uneindeutigkeit des Dargestellten. Auffällig ist, dass die Nacktheit der beiden Frauen nur durch den nicht bemalten und daher sichtbaren Untergrund aufgezeigt wird. Dieses Weglassen von Farbe steht wiederum im starken Kontrast zu den leuchtenden Tönen, mit denen Kirchner den Rest dieser Arbeit ausfüllt. Die Konturlinien der Frauen verstärkt er mit leuchtendem Orange, ins Violette tendierendem Blau sowie einem Bordeauxrot. Das Bett, auf dem die beiden liegen, füllt er mit einem hellen Blau aus, die schon erwähnte Decke in einem kräftigen Senfgelb. Diese nicht immer miteinander harmonierenden Farben stehen solitär für sich. Dies macht Kirchner dadurch deutlich, dass er sie nicht verwischt, sondern die einzelnen Kreidestriche erkennbar nebeneinanderstehen. Damit wird aber interessanterweise eine Tiefe und Räumlichkeit hervorgerufen, die wiederum in einem Spannungsverhältnis zum durchscheinenden Papier steht. Sowohl Fläche als auch Tiefe, Linie wie auch Kontrast stehen sich hier in reizvoller Polarität gegenüber.

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