Femme au corsage rouge avec grand bouquet - Marc Chagall

Marc Chagall

Marc Chagall – „Femme au corsage rouge avec grand bouquet“ (ca. 1984)

Ein spätes Meisterwerk voller Symbolik und Leuchtkraft

In seinem Werk „Femme au corsage rouge avec grand bouquet“ (um 1984) vereint Marc Chagall erneut viele der zentralen Motive, die sein künstlerisches Œuvre prägen. Die Darstellung einer Frau im roten Korsagenkleid steht im Mittelpunkt dieser Arbeit auf Papier – ausgeführt in Tempera, Gouache und Pastell. Die Figur ist in die Ecke des Bildes gerückt, ihr Blick erscheint sanft und direkt, ihre Hände ruhen vor dem Körper – eine ruhige, meditative Pose, die typisch für Chagalls Spätwerk ist.

Das leuchtende Rot des Kleides steht in ausdrucksstarkem Kontrast zu den blauen Haaren der Frau und verleiht ihr eine besondere Präsenz. Sie wirkt zugleich real und symbolisch – eine Erscheinung zwischen Erinnerung und Traum. Wie so oft bei Chagall lassen sich biografische Bezüge vermuten: Der Verlust seiner ersten Ehefrau Bella hallt auch in diesem späten Werk spürbar nach. Die spirituelle Aura der dargestellten Frau wird durch die lebendige Farbgebung und die eingebettete Szenerie noch verstärkt.

Blumen, Tiere und Fantasie: Chagalls Bildsprache

Links der Frau erhebt sich ein farbenprächtiger Blumenstrauß, der sich über die Höhe des Blattes zieht. Mitten im Bouquet erscheint ein Huhn – ein zugleich surreales und vertrautes Motiv in Chagalls Werk. Völlig dimensionslos schwebend, verweist es auf das ländliche Leben, auf Bodenständigkeit und Vitalität. Diese überraschende Platzierung des Huhns innerhalb der floralen Komposition ist ein typisches Beispiel für Chagalls Verbindung von Alltagsrealität mit spiritueller Symbolik.

Rückkehr nach Witebsk: Erinnerungen an die Heimat

Im rechten Bildbereich findet sich eine kleine Dorfszene, bestehend aus einfachen, skizzenhaft angedeuteten Häusern. Sie wirkt verwischt, beinahe wie ein Fragment der Erinnerung – eine stille Referenz an Chagalls Geburtsstadt Witebsk in Weißrussland. Der Kontrast zwischen dieser schlichten ländlichen Architektur und den leuchtenden Farben der restlichen Komposition erzeugt eine visuelle Spannung, die den traumhaften Charakter des Werkes unterstreicht.

Ein Vermächtnis in Farbe und Form

„Femme au corsage rouge avec grand bouquet“ entstand nur ein Jahr vor Chagalls Tod. Es lässt sich als eine Zusammenfassung seines künstlerischen Lebensweges lesen: Liebe, Erinnerung, Heimat, Spiritualität und Fantasie fließen hier in einer kompositorisch dichten Bildsprache zusammen. Chagalls Fähigkeit, Farben zu Emotionen und Symbole zu Erzählungen zu verdichten, zeigt sich in diesem späten Werk auf eindrucksvolle Weise.

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