Zwei sitzende Frauen - Karl Hartung

Karl Hartung

Karl Hartung – „Zwei sitzende Frauen“, ca. 1931

Frühes Hauptwerk zwischen Figuration und Abstraktion – Karl Hartungs Weg zur modernen Plastik

Die Bronzeplastik „Zwei sitzende Frauen“ von Karl Hartung, entstanden um 1931, zählt zu den bedeutendsten frühen Arbeiten des Künstlers und gibt bereits einen prägnanten Ausblick auf seine spätere organisch-abstrakte Formensprache. In Paris geprägt von Bourdelle, Maillol und Despiau, beginnt Hartung in dieser Schaffensphase, traditionelle figurative Ansätze hinter sich zu lassen und eigene kompositorische Wege zu beschreiten.

Begegnung im Alltag – moderne Themensetzung in der Skulptur der Zwischenkriegszeit

Das Motiv zweier Frauen beim Frisieren bricht bewusst mit akademischen Skulpturthemen. Statt idealisierter Akte oder heroischer Figuren zeigt Hartung eine intime Szene von Ruhe und Nähe – ein modernes, alltagsnahes Sujet, das die zwischenmenschliche Verbindung ins Zentrum rückt. Dabei überzeugen die kraftvoll modellierten Körper mit ihren klar definierten Gliedmaßen durch eine strukturelle Geschlossenheit und eine rhythmisch durchkomponierte Oberfläche, die dem Werk eine skulpturale Spannung zwischen Stille und Bewegung verleiht.

Vorbote der Abstraktion – klare Linien, reduzierte Formen, innere Dynamik

Formal zeichnet sich die Plastik durch eine reduzierte, abstrahierende Formgebung aus: Die blockhaft gearbeiteten Beine, die kantig modellierten Füße und das dynamische Spiel der Hände erzeugen eine rhythmisch-harmonische Komposition. Der Fokus liegt auf Volumen, Gleichgewicht und Zwischenraum, womit Hartung sich von rein naturalistischer Darstellung entfernt – ein Hinweis auf den kommenden Einfluss von Brâncuși, Hans Arp und Henri Laurens, die sein späteres Werk maßgeblich prägen sollten.

Nachlassguss mit musealer Qualität – seltenes Beispiel für frühe Hartung-Skulpturen

Diese Bronzefigur mit Nachlassstempel wurde nach dem Tod des Künstlers im Rahmen seines Nachlasses gegossen und dokumentiert einen wichtigen Wendepunkt im Œuvre Karl Hartungs. Sie verbindet klassisch-figürliche Elemente mit dem Streben nach Reduktion und Ausdruckskraft, das ihn als einen der Wegbereiter der modernen deutschen Nachkriegsskulptur auszeichnete.

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