Karl Hartung (*2. Mai 1908 in Hamburg, † 19. Juli 1967 in Berlin) zählt zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Bildhauerei im Deutschland des 20. Jahrhundert. Von 1955 bis 1967 war Karl Hartung Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes.
Karl Hartungs künstlerischer Werdegang
1923 begann der Sohn eines Tischlers mit seiner Ausbildung zum Holzbildhauer in den Werkstätten von Carl Briese. Sein Studium führte er ab 1925 an den Staatlichen Schulen für angewandte Kunst Hamburg bei dem Bildhauer Johann Michael Bossard fort.
1929 bekam der Künstler ein Stipendium der Lichtwerk-Stiftung, woraufhin er nach Paris übersiedelte. Dort setzte er sich intensiv mit der Anthroposophie (wörtl. „Weisheit vom Menschen“, begründet durch Rudolf Steiner) auseinander. Im Jahr 1932 bezog Hartung mit der Malerin Ilse Quast ein Atelier in Florenz. Dort arbeitete er unter dem Einfluss von Michelangelo und Donatello.
Hartung zwischen 1936 und 1945
Drei Jahre darauf heiratete das Künstlerpaar und zog schließlich 1936 nach Berlin. Mit der Rückkehr nach Deutschland wurde das Künstlerehepaar mit der Kunstzensur des NS-Regimes konfrontiert, der besonders Hartung mit heftiger Ablehnung gegenüberstand. Seine abstrakten Werke musste er ab diesem Zeitpunkt unter dem Deckmantel der Geheimhaltung schaffen. In Berlin machte der Künstler 1939 Bekanntschaft mit Constantin Brancusi, Hans Arp und Henri Laurens. Diese und viele weitere Künstlerbekanntschaften prägten seine Arbeit nachhaltig. 1941 wurde Hartung zum Kriegsdienst eingezogen. In den folgenden Jahren konnte er sich kaum seiner Kunst widmen.
Das Leben nach dem Krieg für Karl Hartung
Ein Jahr nach dem Krieg fand seine erste größere Einzelausstellung in Berlin in der Galerie Gerd Rosen statt, womit ihm endgültig der künstlerische Durchbruch gelang. Er etablierte sich als ein angesehener Vertreter der klassischen Moderne.
1947 gebar Ilse die Tochter Hanne. In dieser Zeit schuf der Künstler viele abstrakte und doch figürliche Holzskulpturen. 1949 gründete er mit anderen Künstlern die „Berliner Neue Gruppe“ und trat der „Neuen Gruppe“ in München bei.
1950 verlieh ihm die Stadt Berlin den sog. Berliner Kunstpreis. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. Von Karl Hofer an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin geholt, erhielt Karl Hartung an ebendieser 1951 eine Professur für Bildhauerei. Nach dem Tod Karl Hofers ernannte man ihn 1955 zum Vorsitzenden des Deutschen Künstlerbundes. In diesem Jahr nahm der Bildhauer an der documenta teil. Sie galt als erste umfassende Ausstellung von moderner Kunst nach Ende des Zweiten Weltkrieges.
1956 wurde Hartungs Große Kugelform in Hannover aufgestellt. Die 189 cm hohe Skulptur war eine der ersten abstrakten Plastiken in Deutschland, die im Zuge des Wiederaufbaus als Kunst im öffentlichen Raum aufgestellt wurden. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.
1958 durfte Hartung als Beiratsmitglied der Villa Romana in Florenz über die Stipendiaten des Villa Romana Preises mitentscheiden, dem heute ältesten noch ausgelobtem Kunstpreis Deutschlands. Karl Hartung wird 1959 zum stellvertretenden Direktor der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin ernannt und Leiter der Abteilung Freie Kunst. Ebenfalls nahm er in diesem Jahr an der documenta II teil. 1961 verlieh man dem Künstler den Großen Preis des Landes Nordrhein-Westfalen. An der documenta III im Jahr 1964 beteiligte sich der Künstler ebenfalls. Karl Hartung stirbt am 19. Juli 1967 nach schwerer Krankheit.
Die Formensprache von Karl Hartung
Über all die Jahre entwickelte Hartung seine ganz eigene Formensprache. Figürlich beginnend bewegte sich sein Werk zur Abstraktion und verfolgte letztendlich einen Mittelweg der beiden Richtungen. Sein Schaffen wirkt nicht nur in seinen Werken nach, sondern auch durch seine vielfältigen Lehrtätigkeiten. Er zählt zu den bedeutendsten Wegbereitern der modernen Kunst im Deutschland der Nachkriegszeit.
1908 – Am 2. Mai Mai in Hamburg geboren.
1923 – Beginn der Ausbildung in den Werkstätten für Bildhauerarbeiten von Carl Briese.
1925 – Studium an den Staatlichen Schulen für angewandte Kunst Hamburg bei dem Bildhauer Johann Michael Bossard.
1929 – Stipendium der Lichtwark-Stiftung. Übersiedlung nach Paris. Intensive Auseinandersetzung mit der Anthroposophie.
1932 – Hartung bezieht zusammen mit Ilse Quast ein Atelier in Florenz. Einfluss von Michelangelo und Donatello.
1935 – Heirat mit Ilse Quast. Erste abstrakte Plastik.
1936 – Übersiedlung nach Berlin.
1939 – Bekanntschaft mit Constantin Brancusi, Hans Arp und Henri Laurens. Verschiedene Arbeiten betitelt er mit „Vegetative Form“.
1941 – Hartung wird zum Kriegsdienst eingezogen.
1947 – Geburt der Tochter Hanne. Es entstehen zahlreiche abstrakte und figürliche Holzskulpturen.
1948 – Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Zone 5“.
1949 – Hartung ist Gründungsmitglied der „Berliner Neuen Gruppe“ und der „Neuen Gruppe“ in München.
1950 – Berliner Kunstpreis für Bildhauerei. Mitglied im Deutschen Künstlerbund.
1951 – Professur für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin. Mitglied der Münchener Künstlergruppe „ZEN 49“.
1954 – Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf. Die organisch, biomorphe Abstraktion wird allmählich aufgegeben.
1955 – Vorsitz des Deutschen Künstlerbundes. Teilnahme an der documenta.
1956 – Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.
1957 – Gründungsmitglied der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (AIAP).
1958 – Beiratsmitglied der Villa Romana in Florenz.
1959 – Leiter der Abteilung Freie Kunst und stellvertretenden Direktor der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin. Teilnahme an der documenta II.
1961 – Großer Preis des Landes Nordrhein-Westfalen.
1967 – Karl Hartung stirbt am 19. Juli in Berlin.
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