Ernst Wilhelm Nay (* 11. Juni 1902 in Berlin; † 8. April 1968 in Köln) war ein deutscher Maler. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der klassischen Moderne und der deutschen Nachkriegskunst.
Ernst Wilhelm Nays Ausbildung
Seine Schulzeit verbringt Ernst Wilhelm Nay auf der Internatsschule Schulpforta in Thüringen, wo er 1921 sein Abitur besteht. Durch Vermittlung Karl Hofers erlangt Nay 1925 ein Stipendium an der Berliner Hochschule für bildende Künste. Hofer nimmt ihn direkt in seine Malklasse auf. 1928 beendete er sein Studium als Meisterschüler Hofers und unternimmt eine Studienreise nach Paris.
Erste surrealistisch-abstrakte Bilder entstehen während eines neunmonatigen Stipendiums für die Villa Massimo in Rom, mit dem er 1931 ausgezeichnet wird. 1932 heiratet Ernst Wilhelm Nay Elly Kirchner, die er während seines Studiums kennenlernt.
Nationalsozialistische Machtergreifung und Zweiter Weltkrieg
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird 1933 eines seiner Werke im „Völkischen Beobachter“ als „Meisterwerk der Gemeinheit“ verhöhnt. 1937 beschlagnahmen die Nationalsozialisten 10 Werke Nays aus öffentlichem Besitz. Zwei seiner Bilder werden auf der von den Nationalsozialisten veranstalteten Schandausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Im selben Jahr erhält Nay durch die Vermittlung von Carl Georg Heise, einem deutschen Kunsthistoriker und Museumsdirektor, finanzielle Unterstützung von dem Maler Edward Munch, was ihm eine dreimonatige Reise auf die norwegischen Lofoten ermöglichte. Dort malt Nay großformatige Aquarelle. Später entstanden, inspiriert von diesen Aquarellen, weitere „Lofoten-Bilder“. Er lernt die Sammlerin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath kennen.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird der Künstler von 1940 bis 1945 zuerst in Südfrankreich als Infanterist und später in der Bretagne als Kartenzeichner eingesetzt. Zu dieser Zeit entstehen kleine Aquarelle und Zeichnungen. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrt Nay noch 1945 nach Deutschland zurück und bezieht ein Haus mit Atelier in Hofheim am Taunus. Dort schafft er die sogenannten „Hekatebilder“, denen die Reihe der „Fugalen Bilder“ folgt. Er verarbeitet in diesen die Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Umsiedlung nach Köln und erste Ausstellungen Ernst Wilhelm Nays
1951 zieht der Künstler nach Köln. Dort beginnt 1952 die Werkperiode der „Rhythmischen Bildern“ und 1954 die Werkperiode der „Scheibenbilder“, seiner bekanntesten Werke. 1955 erhält der Künstler den Lichtwark-Preis der Hansestadt Hamburg. Im selben Jahr wird die erste Einzelausstellung in den USA in den Räumlichkeiten der Kleeman Gallery in New York, gezeigt. 1956 folgt der Große Kunstpreis für Malerei des Landes Nordrhein-Westfalen und eine Einzelausstellung im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Ebenfalls wird der Künstler 1956 zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin ernannt. Ernst Wilhelm Nay nimmt an den drei ersten documenta-Ausstellungen in den Jahren 1955, 1959 und 1964 teil.
Anlässlich seines 60. Geburtstages eröffnet das Museum Folkwang in Essen 1962 eine umfassende Einzelausstellung. Der Künstler erhält 1964 den Berliner Kunstpreis, sowie 1967 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Die Scheibenbilder werden 1963/64 weiterentwickelt und schließlich abgelöst von den sogenannten „Augenbildern“.
Am 8. April 1968 verstirbt Ernst Wilhelm Nay in Köln.
Rezeption des Künstlers Ernst Wilhelm Nay
Das frühe Werk Nays ist geprägt von autodidaktisch gemalte Landschaften und Porträts, in denen unter anderem Einflüsse seines Lehrers Karl Hofer erkennbar sind. Eine starke Dynamik in der Bewegung seiner Motive verarbeitend, abstrahiert er Figuren und Landschaften zunehmend. Die „Hekate-Bilder“ markieren eine neue Entwicklungsstufe in Nays Werk, in der sich die Vergangenheit des Kriegs spiegelt. Motive aus Mythos, Legende und Dichtung klingen hier an. Der endgültige Bruch geschieht mit der Werkphase der „Fugalen Bildern“. Glühende Farben und verschlungene Formen begleitet von Punkten und Dreiecksformen dominieren jetzt die Motivwahl. Seine bis heute bekanntesten und erfolgreichsten Werke sind die „Scheibenbilder“. Die Rundform der Scheibe organisiert sich bei diesen in subtile Raum- und Farbmodulationen.
Sein internationaler Durchbruch gelingt in den 1950er Jahren. Neben dem Erhalt zahlreicher Auszeichnungen werden seine Werke bei vielen repräsentativen Ausstellungen deutscher Kunst auf internationaler Ebene gezeigt.
1921 – Abitur auf der Internatsschule Schulpforta in Thüringen.
1925 – Stipendiat an der Berliner Hochschule für bildende Künste in der Malklasse von Carl Hofer, dessen Meisterschüler er wird.
1928 – Studienreise nach Paris.
1937 – Die Nationalsozialisten beschlagnahmen 10 Werke Nays, der inzwischen als „entartet“ verfemt wird, aus dem öffentlichen Besitz. Zwei seiner Bilder werden auf der von den Nationalsozialisten veranstalteten Schandausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Durch finanzielle Unterstützung Edvard Munchs verbringt Nay drei Monate in Norwegen.
1939 – Nay lernt die Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath kennen.
1940/1945 – Kriegseinsatz in Südfrankreich und in der Bretagne, zu dieser Zeit entstehen kleine Aquarelle und Zeichnungen.
1947 – Bekanntschaft mit den Sammlern Günther und Carola Peill, Bernhard Sprengel, Herbert Kurz und Karl Ströher.
1949 – Beginn der Werkperiode der „Fugalen Bilder“.
1951 – Umzug nach Köln.
1952 – Beginn der Werkperiode der „Rhythmischen Bildern“.
1954 – Beginn der Werkperiode der „Scheiben Bilder“.
1955 – LichtwarkPreis in Hamburg.
1956 – Einzelausstellung im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig. Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Ernennung zum Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.
1962 – Große Einzelausstellung zum 60. Geburtstag im Museum Folkwang, Essen. Einzelausstellungen in New York.
1964 – Kunstpreis der Stadt Berlin.
1966 – Reisen nach Marokko, New York, Los Angeles, Hawaii, Japan und Hongkong.
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